Triggerwarnung:
In diesem Beitrag geht es um seelischen Schmerz, Suizidgedanken und Suizidversuch.
Wenn dich diese Themen belasten, lies bitte achtsam und sorge gut für dich. Falls du selbst in einer Krise bist, such dir bitte Unterstützung – du bist nicht allein. Hilfestellen findest du am Ende dieser Seite 💛
Gestern wurde ich Zeugin eines Suizidversuchs.
Ein Moment, der alles in mir still werden ließ.
Ich habe versucht zu helfen – doch ich kam zu spät, um wirklich etwas tun zu können.
Und doch: Dieser Mensch hat überlebt.
Heute fühlt sich mein Herz schwer an.
Schwer von der Erfahrung, schwer von der Ohnmacht, schwer von der Traurigkeit darüber, wie viel Schmerz in dieser Welt oft unsichtbar getragen wird.
Ich spüre die Last unseres Systems –
eines Systems, das uns glauben lässt, wir seien nur wertvoll, wenn wir funktionieren.
Wenn wir leisten, arbeiten, anpassen.
Und wer nicht mehr kann, wird oft vergessen.
Doch die Realität ist: Du bist immer wertvoll, denn deinen Wert definierst du, in deinem Inneren.
Nicht deine Arbeit, nicht dein Intelligenzquotient, deine schulische Leistung, dein Gehalt, dein Studium.
Nichts davon sagt etwas über deinen Wert aus.
Ich spüre die Last des Patriarchats –
das uns lehrt, dass Verletzlichkeit Schwäche ist,
dass Tränen etwas sind, das man verstecken sollte,
dass Hilfe einzufordern bedeutet, „nicht stark genug“ zu sein.
Ich spüre die Last einer Gesellschaft,
in der man so viel Kraft aufbringen muss, um Unterstützung zu finden.
Therapieplätze, die Mangelware sind.
Hilfestrukturen, die überlastet sind.
Und Menschen, die in ihrer Verzweiflung nicht mehr die Energie haben, zu kämpfen.
Ich spüre die Last dieses jungen Menschen,
der so viel zu tragen hatte –
und doch so wenig Halt fand.
Diese Begegnung hat mich tief berührt.
Sie erinnert mich daran, wie wichtig Mitgefühl ist.
Wie wichtig es ist, hinzuschauen, zuzuhören, da zu sein.
Nicht zu werten. Nicht wegzusehen.
Wir entscheiden uns für dieses Leben, für diese Inkarnation,
weil wir hier wichtige Aufgaben zu erfüllen haben.
Manchmal für uns selbst, um zu wachsen und zu reifen.
Manchmal für das Kollektiv, um etwas in Bewegung zu bringen.
Oft verstehen wir diese Aufgaben nicht und doch sind sie da.
Und das ist so wichtig zu wissen:
Du bist wichtig für diese Welt.
Es ist wichtig, dass du bleibst, dass du lebst, dass du da bist.
Auch wenn das Leben manchmal sinnlos erscheint – es ist es nicht.
Dein Dasein hat Bedeutung, auch wenn du sie gerade nicht sehen kannst.
Wenn du das liest und dich gerade verloren fühlst:
Bitte bleib.
Bitte such dir Hilfe.
Du bist nicht allein – auch wenn es sich so anfühlt.
Dein Leben ist ein Geschenk.
Und die Welt braucht genau dich.
Wenn der Schmerz zu groß wird
Ist es nicht schlimm, dass es Menschen gibt, die so sehr leiden, dass sie ihr Leben beenden möchten?
Ja, das ist es. Es ist zutiefst traurig – und doch zeigt es uns etwas Wesentliches:
wie tief die Erschöpfung in unserer Gesellschaft reicht.
Wie viele Seelen still leiden, weil sie keinen Platz finden, an dem sie mit allem, was in ihnen lebt, einfach sein dürfen.
Viele Menschen, die diesen Punkt erreichen, wollen nicht wirklich sterben – sie wollen, dass der Schmerz aufhört.
Sie wollen atmen, frei sein, Frieden finden.
Aber sie wissen oft nicht mehr, wie.
Und das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von einer tiefen seelischen Überlastung,
von zu viel Druck, zu wenig Halt, zu wenig Raum zum Fühlen.
Das Schlimme ist nicht, dass jemand diesen Schmerz empfindet –
das Schlimme ist, dass wir als Gesellschaft so oft nicht auffangen.
Dass Hilfe schwer zu bekommen ist.
Dass wir gelernt haben, zu funktionieren, statt zu fühlen.
Dass wir den Schmerz anderer meiden, weil er uns an unseren eigenen erinnert.
Doch genau da braucht es Veränderung.
Mehr Mitgefühl. Mehr echte Begegnung.
Mehr Räume, in denen man sagen darf: Ich kann nicht mehr. in denen man sich zeigen darf – mit allem, was ist.
Mehr Verständnis. Mehr Menschlichkeit.
Und weniger Masken.
Räume, in denen das nicht als Schwäche gilt, sondern als mutiger Akt der Ehrlichkeit.
Denn kein Mensch sollte sich so allein fühlen, dass der Tod als einziger Ausweg erscheint.
Jede Seele ist ein Teil des Ganzen – und wenn eine geht, fehlt ein Stück Licht in dieser Welt.
Hilfe in dunklen Zeiten
Wenn du diesen Abschnitt liest, weil du selbst gerade keinen Ausweg siehst:
Es gibt Menschen, die dich hören. Die dich ernst nehmen. Die dich tragen.
Die dich begleiten, bis du das Licht wieder spüren kannst.
Du musst das nicht allein tragen. Es gibt Hilfe, es gibt Hoffnung.
Aus meinem Herzen für dich:
Wenn du nur einen Funken Hoffnung hast, dann halte dich an ihm fest. Und wenn du gar keinen mehr fühlst, dann halte dich an diesen Text.
Du bist ein wertvoller Teil dieser Welt. Dein Schmerz ist real und trotzdem heilbar. Du darfst Hilfe annehmen. Du darfst leben.
🏥 In die Klinik – wenn du dich selbst nicht mehr schützen kannst
Wenn du das Gefühl hast, dass es „nicht mehr geht“, darfst du dich selbst in eine psychiatrische Klinik begeben, auch ohne Überweisung.
Dort gibt es: geschützte Räume, professionelle Begleitung, Menschen, die helfen, ohne zu bewerten
So geht’s:
-
Rufe bei der 116 117 an – nenne deine Postleitzahl, bitte um eine psychiatrische Akutklinik in deiner Nähe.
-
Alternativ: Geh direkt zur Psychiatrischen Notaufnahme oder in die Ambulanz eines psychiatrischen Krankenhauses (auch nachts).
-
Du kannst dich auch von der Polizei oder vom Rettungsdienst begleiten lassen.
💡 Wichtig zu wissen:
Du wirst nicht „eingesperrt“. Ein Klinikaufenthalt kann freiwillig sein und ist oft eine erste Entlastung, um zur Ruhe zu kommen. Niemand muss sich dafür schämen, Hilfe anzunehmen.
Psychotherapie finden – dein Weg in die langfristige Begleitung
Auch wenn es manchmal mühsam ist, du kannst einen Therapieplatz finden. Es gibt mehrere Wege:
📌 Terminservicestelle der Krankenkassen (für Kassenplätze):
☎️ 116 117 oder Online über die Etermin- Servicestelle
– vermittelt dir innerhalb weniger Wochen ein Erstgespräch bei einer Therapeut*in
📌 Psychotherapeutensuche online:
-
https://arztsuche.116117.de/
💡 Tipp: Suche im Umkreis von 20–30 km. Frage auch bei Privatpraxen an, ob sie über das „Kostenerstattungsverfahren“ abrechnen können, wenn du dringend Hilfe brauchst.
📌 Akutbehandlung durch Hausärzt*in
Deine Hausärztin kann dir: einen Dringlichkeitsvermerk ausstellen, Medikamente zur Stabilisierung verschreiben, dich an Kliniken oder Psychiater*innen überweisen.
💬 Was du sagen kannst, wenn du Hilfe brauchst:
„Ich habe dunkle Gedanken und weiß nicht weiter. Ich brauche Hilfe.“
„Ich denke an Suizid, aber ich will leben. Ich will, dass jemand da ist.“
„Ich habe Angst vor mir selbst. Können Sie mir helfen?“
Du musst nichts weiter erklären. Du wirst gehört.
📞 Akute Hilfe – rund um die Uhr erreichbar:
📌 Notruf & psychiatrische Notdienste
⛑ 112 bei akuter Gefahr (z. B. Bei akuten Suizidgedanken/-plänen, nach Suizidversuch oder Selbstgefährdung)
🏥 Ärztlicher Bereitschaftsdienst
☎️ 116 117
–nennt dir auch die nächstgelegene Klinik mit Krisenintervention
📌 Telefonseelsorge Deutschland
☎️ 0800 1110111
Chat: https://www.telefonseelsorge.de/chat/
📩 www.telefonseelsorge.de
– anonym, kostenfrei, 24/7 erreichbar –
📌 Krisenchat (auch per WhatsApp möglich)
📱 www.krisenchat.de
– für Kinder, Jugendliche & junge Erwachsene –
– rund um die Uhr, schriftlich, diskret –
📌 Hilfe für Männer in Krisen
📩 www.maennerhilfetelefon.de
☎️ 0800 – 123 99 00
– anonym, kostenfrei, 24/7 –
📌 Nummer gegen Kummer (für Kinder & Jugendliche)
☎️ 116 111
📩 www.nummergegenkummer.de
– montags bis samstags, 14–20 Uhr –
🧡 Für Angehörige, Freunde & Begleiter:
Du machst dir Sorgen um einen geliebten Menschen?
Sprich es aus. Frag nach. Bleib dran.
Auch für dich gibt es Hilfe und Unterstützung:
-
www.frnd.de (Freunde fürs Leben – Aufklärung & Prävention)
-
www.agus-selbsthilfe.de (für Hinterbliebene nach Suizid)
Die Informationen in diesem Kapitel – insbesondere zu Anlaufstellen, Therapie- und Klinikangeboten – wurden mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Dennoch kann keine Gewähr für Aktualität, Vollständigkeit oder Richtigkeit übernommen werden.
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